Projekthintergrund – Warum „ENROLE-acute“?

Jede*r zweite Krankenhauspatient*in ist älter als 60 Jahre. Dadurch bedingt nimmt die Anzahl an kognitiv beeinträchtigten Patient*innen im Krankenhaussetting zu. Der Krankenhausaufenthalt und die damit verbundene Versorgung werden von Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen oft als negativer Stress empfunden. Sie fühlen sich ignoriert, hilflos oder bedroht. Das Krankenhauspersonal ist konzeptionell unzureichend auf die Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen vorbereitet. Häufig mangelt es an dem erforderlichen Fachwissen zur Betreuung dieser Personengruppe. Pflegefachpersonen selbst beschreiben die Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Krankenhaus als körperlich und geistig anstrengend sowie belastend.

Eine Person-zentrierte Versorgung ist ein vielversprechendes Versorgungsmodell, um den Bedürfnissen von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen während der Krankenhausversorgung gerecht zu werden. Um Person-zentrierte Versorgungsansätze erfolgreich umzusetzen und zu etablieren, werden sogenannte „Change Agents“ benötigt.


Ziele des Projektes – Was soll mit „ENROLE-acute“ erreicht werden?

In dem Projekt „ENROLE-acute“ werden die nachfolgenden Ziele verfolgt:

  1.  Partizipative Entwicklung einer komplexen Intervention auf der Grundlage erweiterter pflegerischer Rollen und interdisziplinärer Teambildung zur Umsetzung einer Person-zentrierten Versorgung von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung im Krankenhaus
  2. Umsetzung und Evaluation einer Person-zentrierten Versorgung zur Verringerung oder Vermeidung längerer Krankenhausaufenthalte, herausforderndem Verhalten, Delir und Schmerzen bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sowie der Belastung von Pflegefachpersonen

Methoden – Wie wird „ENROLE-acute“ umgesetzt?

In der ersten Projektphase erfolgt die partizipative Entwicklung der komplexen Intervention. Hierzu wird die Evidenz zur Person-zentrierten Versorgung im Krankenhaus sowie zu erweiterten Rollen und Aufgaben von Pflegefachpersonen in der Akutversorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen synthetisiert. Daneben werden verschiedene Methoden der quantitativen und qualitativen Forschung angewendet, um die Perspektiven relevanter Stakeholder in die Interventionsentwicklung einzubeziehen. Auf dieser Grundlage erfolgt die spezifische Qualifikation von sechs Pflegefachpersonen mit einem akademischen Abschluss zur Person-zentrierten Versorgung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sowie zur Gestaltung von Veränderungsprozessen.

Im Anschluss wird die komplexe Intervention im Rahmen einer zweiarmigen Cluster-randomisiert-kontrollierten Studie implementiert und evaluiert. Parallel zur Evaluation der Wirksamkeit der Intervention erfolgen eine Prozess- und Kostenevaluation.

Informationsflyer Enrole-Acute